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Ein „Werkzeugkasten“ für das gegenseitige Verstehen

Herbert von Halem im Gespräch mit Isabelle Bourgeois anlässlich einer Veranstaltung der Kölner Mediengespräche.

Bei den Kölner Mediengesprächen stellt Isabelle Bourgeois ihr Buch Frankreich entschlüsseln vor, das in der Reihe Schriften zur Rettung des öffentlichen Diskurses erschienen ist.

„Eine jahrzehntelange deutsch-französische Freundschaft, immer wieder zelebriert, zahlreiche gemeinsame Erfolge beim Aufbau Europas … Das nährt die Illusion, dass wir uns gut kennen. Doch in Wahrheit kennen wir uns kaum“, sagt Isabelle Bourgeois. Klischees und Idealvorstellungen gibt es viele – auch wenn in beiden Ländern von den Medien über das Nachbarland berichtet wird. Sie sind teilweise von den Redaktionen gewollt und werden auch vom Publikum erwartet. Sie führen aber nicht zu einem richtigen Verständnis des Nachbarlandes.

Missverständnisse entstehen beispielsweise durch den fokussierten Blick auf die Hauptstadt: In Paris ballen sich die Entscheidungszentren: Ministerien, Zentralverwaltung, oberste Gerichte, Unternehmenssitze, führende Bildungs- oder Forschungseinrichtungen, die gesamte Kreativwirtschaft sowie alle Informationsmedien. Korrespondentinnen und Korrespondenten berichten selbstverständlich von dort. Doch 80 Prozent der Franzosen leben auf dem Land – mit einem ganz anderen Alltag und anderen Problemen. Dieses Frankreich ist irrelevant für die internationale Presse und doch würde der Blick in die regions viele politischen Zusammenhänge erklären.

Besonders wichtig für eine gute Berichterstattung sind sehr gute Sprachkenntnisse der Journalistinnen und Journalisten. Begriffe müssen in ihrem Kontext gelesen werden und führen schnell zu Fehlinterpretationen, wenn es sich um sogenannte „falsche Freunde“ handelt. Unverzichtbar ist auch das Hintergrundwissen über die Unterschiede in der politischen Struktur und der Medienorganisation beider Länder.

„Jeder liest die fremde Wirklichkeit mit der Brille der eigenen Sozialisation.“ Mit ihrem Buch möchte Isabelle Bourgeois einen „Werkzeugkasten“ liefern, um Informationen über das Nachbarland zu hinterfragen, mit eigenen Kenntnissen zu kreuzen und so das Wissen neu zusammenzusetzen. Im Gespräch stellte sie heraus, dass ein Beitrag zum besseren Verständnis bereits bei der Sprachvermittlung in der Schule beginnen und weiter gehen sollte über Förderungen von Institutionen, Vereinen und wirtschaftlicher Zusammenarbeit auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen in Frankreich und Deutschland.

Das Buch Frankreich entschlüsseln. Missverständnisse und Widersprüche im medialen Diskurs von Isabelle Bourgeois ist in der Reihe Schriften zur Rettung des öffentlichen Diskurses erschienen. Hier sind einige Titel aus dieser Reihe: