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“Wir sollten alle bereit sein, in den öffentlichen Diskurs zu investieren”

Kann der Diskurs der Progressiven in den USA ein Vorbild oder eine Warnung für Deutschland sein? Über diese Frage diskutierten bei der Veranstaltung der Kölner Mediengespräche, die in Kooperation mit dem AmerikaHaus NRW e.V. ausgerichtet wurde, der Politologe und Autor Dr. Tobias Endler mit dem Journalisten und Politikexperten Dr. Leonard Novy und dem interessierten Publikum im Kölner Atelier Theater.

„Beim Blick auf die USA“, sagt Viktoria Harbecke, Direktorin des AmerikaHauses, einleitend, „hat man den Eindruck, dass sich die Fronten verhärten und die Diskussion schwierig ist, weil teilweise die gemeinsame Realitätsgrundlage fehlt.“ Deshalb sei die Frage, wie öffentlicher Diskurs gelingen kann, gerade jetzt sehr wichtig.

Viele gesellschaftliche Probleme und politische Entwicklungen, wie beispielsweise die politische Spaltung der Bevölkerung, treffen die USA einige Jahre früher als Deutschland. Vieles spricht dafür, auf Entwicklungen, die ihren Weg über den Atlantik finden, vorbereitet zu sein und ihnen aus einer Position gestalterischer Stärke zu begegnen. Der kritische Abgleich lohne sich, so Tobias Endler, da er für uns viel Inspiration und die Möglichkeit bietet, aus den dort begangenen Fehlern zu lernen.

Die Beschäftigung mit der Verfasstheit unserer Demokratie sei auch in Deutschland von großer Bedeutung, weil Transformation die gesellschaftliche Verständigung voraussetzt. Leonard Novy sieht ein Problem in der medialen Vermittlung der politischen Ziele. Durch sprachliche Rituale in der Politik, wobei es immer heißt, man wolle die Menschen mitnehmen, abholen etc., als handele es sich um den ÖPNV, gehe es zu oft um Taktik und weniger um Inhalte. Für ihn ist es wichtig, dass der Journalismus im öffentlichen Diskurs den Finger wirklich in die Wunde legt. Es solle weniger um das Aufbauschen des ganzen Drumherums gehen, als vielmehr um die Vermittlung der wirklichen Probleme in der Gesellschaft.

Für Deutschland wie für die USA gilt, wenn Bürgerinnen und Bürger sich bewusst dafür entscheiden, nicht am öffentlichen Diskurs teilzunehmen, dann ist das ein großes Problem für die Demokratie. Ein gesunder Diskurs wirke in die Breite. Es brauche progressive Ideen, neue, originelle, zeitgemäße Ansätze, die die junge Generation in Inhalt und Dynamik ansprechen. Was wird der jungen Generation sonst zukünftig diese Demokratie wert sein?

„Wir sollten alle bereit sein, in den öffentlichen Diskurs zu investieren. Und zwar unabhängig davon, ob wir von dem Ergebnis profitieren“, sagt Tobias Endler und verweist auf das u.a. von dem Philosophen Tagore aufgegriffene Sprichwort: A society grows great when old men plant trees whose shade they know they shall never sit in.

Demokratie und Streit

21,00 

„Endler zeigt in seinem Buch eindrucksvoll, wie wichtig Diskursbereitschaft für eine wehrhafte Demokratie ist. Angesichts gezielter Desinformationen und hybrider Kriegsführung Russlands in Europa ist die Fähigkeit, wahrhaftig zu diskutieren, noch…

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