Skip to content Skip to footer

Gut informiert durch smarte Medien?

Das Smartphone ist immer in der Hosentasche und Informationen sind zu jeder Zeit an jedem Ort verfügbar. Wir scrollen durch den Newsfeed der verschiedenen Plattformen und fühlen uns über das Geschehen in der Welt gut informiert. Aber ist das wirklich so?
Kölner Mediengespräche
Mareike Wieland ist dieser Frage in ihrer Promotion nachgegangen und hat die Studienergebnisse im Rahmen der Kölner Mediengespräche dem interessierten Publikum vorgestellt. Politische Informiertheit wird durch den fokussierten, aktiven und gezielten Konsum von Nachrichten erreicht. Über das Smartphone erhält man die News jedoch mobil, nebenbei, häppchenweise und aus Versehen: Das infinite Scrollen durch den Newsfeed führt zur sogenannten “Incidental Exposure”. Vergangene Studien belegten teilweise sogar einen negativen Einfluss für die kognitive Verarbeitung von Informationen.

Die Autorin verweist auf die wichtige Rolle der Kommunikationsarchitektur der Plattformen wie Facebook, X (Twitter), und  Instagram für die Verarbeitung  nachrichtlicher Inhalte. Das bequeme Scrollen und Klicken durch den Newsfeed führe hauptsächlich zu einem Gefühl von Informiertheit, nachweislich aber nicht zu tatsächlichem Faktenwissen. Die ebenfalls untersuchte Plattform YouTube weicht von diesen Befunden insofern ab, dass die dort präsentierten vergleichsweise langen und komplexen Video-Inhalte die Nutzer:innen zum bewussten Zuschauen einladen – viel stärker, als die auf Kürze ausgelegten Beiträge auf X, Facebook und Instagram. Die YouTube-Zuschauer:innen erlangen dadurch mehr tatsächliches Faktenwissen über die gesehenen Inhalte.

Im Kreislauf der Ablenkung

Der Cycle of Distraction (der Kreislauf der Ablenkung) wird durch die Nutzung über die Smartphone-Technologie stark begünstigt. Die Nutzer:innen folgen Impulsen und schenken Informationen Beachtung, die eine kurzfristige Belohnung versprechen. Die mühelose Nutzung wird möglichst nicht unterbrochen und es besteht der Drang, weiter durch den Newsfeed zu scrollen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass dadurch eine absichtslose und oberflächliche Nutzung (unabhängig von Alter und Bildung) gefördert und zur Gewohnheit wird.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen Nutzer:innen über die Funktionsweise von Plattformen mit deren Chancen und Risiken besser informiert werden. Journalistisch wünscht sich Mareike Wieland eine Art Spotify für News, wodurch ein bequemes Nutzungserleben mit einem fokussierten Informieren über politische Inhalte kombiniert würde.

 
Mareike Wielands Studie Informiert oder (doch nur) abgelenkt? ist 2023 im Herbert von Halem Verlag erschienen.