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Symbolische Aufladung, eingängige Lesbarkeit und die Pathosformel

Dr. Nicole Wiedenmann sprach am 14. März bei den Kölner Mediengesprächen über Bilder von Revolutionen und ihren Symbolgehalt.

Revolutionen sind immer auch Medienereignisse. Fotografien von Massendemonstrationen oder Revolutionären wie Lenin, Che Guevara oder Fidel Castro dokumentieren und erinnern einerseits historische Ereignisse. Sie sind aber andererseits selbst Teil des Geschehens und beflügeln die Handelnden.

In ihrem Vortrag über ihr soeben erschienenes Buch Revolutionsfotografie im 20. Jahrhundert. Zwischen Dokumentation, Agitation und Memoration schlug Nicole Wiedenmann einen weiten Bogen von der ersten Fotografie einer Protestversammlung 1848 in Paris bis zu Bildern auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989. Anhand des Motivs David gegen Goliath zeigte sie anhand ausgewählter Fotografien, wie sehr dieses Motiv im kollektiven Gedächtnis verankert ist und zu den verschiedensten Anlässen aktiviert wird. Zwei Männer, die 1953 in Ost-Berlin beim Volksaufstand gegen das Regime der DDR Steine auf sowjetische Panzer werfen, sind hierfür ein Beispiel. Bei der blutigen Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung 1989 in Peking greift ein Fotograf dieses Motiv wieder auf und zeigt einen Mann, der sich drei Panzern entgegenstellt. Da derartige Fotos vom Regime verboten sind, haben sich Stilisierungen der Situation Mann gegen Panzer in Form von Piktogrammen oder Schriftzeichen entwickelt, die in den sozialen Medien kursierten. Sie zeigen, wie wirkungsvoll Fotografien sein können – inzwischen werden auch diese Piktogramme zensiert.

Im Anschluss an den Vortrag entspann sich eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum und es wurde beispielsweise die Frage diskutiert, ob der Fotograf immer zugleich für eine Seite Partei ergreift und ob es auch Fotografien im Sinne der Herrschenden gäbe. Bei Käse und Wein wurden die Gespräche weiter vertieft.