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Rezension zu “Public Value”, Publizistik 4/2011

Aus einer Sammelrezension der aktuellen Ausgabe der Publizistik (4/2011, Rezensent: Johannes Ludwig):

Was PV [Public Value] für die inzwischen anstehenden Drei-Stufen-Tests bedeutet bzw. bedeuten kann, wird im Gundlach-Band aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet: aus europa- und verfassungsrechtlicher Sicht (Held); unter der Frage, ob marktwirtschaftlich induzierte publizistische Vielfalt nicht hinter der gesellschaftlich erwünschten zurückbleiben kann (Kops); inwieweit die EU-Wettbewerbspolitik letztlich die nationale Medienpolitik verändert (Just/Latzer) sowie über die normative Erkenntnis, dass ein so genanntes öffentliches Interesse letztlich nur auf den Interessen der Individuen basieren kann (Serong). Mit mehr praktischen Fragestellungen befassen sich Rott/Grannemann (korrekte Erfassung des Kostenaufwands von Telemedien) sowie Mellmann (genrespezifische Tausenderkontaktkosten statt Kosten pro Sendeminute). Die Rolle und Funktionsfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den sich wandelnden Gesellschaften beantworten Troxler, Süssenbacher und Karmasin mit einem Vergleich mehrerer europäischer Länder. Dass PV nicht nur von Public Broadcasting Services erbracht wird, sondern von Medien schlechthin, das machen Krone und Pellegrini anhand der Innovationsfreundlichkeit des Netzes aus. Anhand der PV-„Orientierungsfunktion“ stellt Seufert die Frage, ob angesichts abnehmender Zeitungsreichweiten und Werbeeinnahmen in den Regionen sogar eine finanzielle Förderung von Lokalmedien gerechtfertigt wäre, die ihren PV dann sinnvollerweise elektronisch produzierten. Kolo folgert aus diesen empirischen Daten, dass das Geschäftsmodell Zeitung absehbar obsolet wird, sich Qualitätsjournalismus aber auch in völlig neuen Geschäftsmodellen wiederfinden könne. Beispielsweise könne das Marktversagen des Wirtschaftsjournalismus im Zusammenhang mit der Finanzkrise eine PV-Chance für die Öffentlich-Rechtlichen darstellen, wie Funk und Pagel erläutern. Dass sich PV sogar im unterhaltenden Bereich ausmachen lässt, dafür aber konkrete Handlungsanweisungen fehlen, darauf machen de Acevedo, von Rimscha und Siegert aufmerksam. Zwei Beiträge zur Corporate Social Responsibilty und PV komplettieren den Gundlach-Band. […] Der Gundlach-Band, der aufgrund seiner medienökonomischen Fokussierung vor allem in die Tiefe geht, dort aber alle relevanten Zusammenhänge aufgreift, geht nicht nur ins Detail, sondern eben auch in die Breite.