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Politisches Framing

Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht

21,00 

Zusätzliche Information

Größe 12 × 19 cm
Veröffentlicht

17.02.2016

Auflage

1. Auflage

Verlag

Herbert von Halem Verlag

Seiten

224

Reihe

edition medienpraxis (TX595)

Artikelnummer(n)

9783869622088

Formate

Buch

Kategorien: Katalog, Sachbuch
Downloads: Leseprobe, Datenblatt, Cover

Politisches Denken ist bewusst, rational und objektiv – diese althergebrachte Vorstellung geistert bis heute über die Flure von parteizentralen und Medienredaktionen und durch die Köpfe vieler Bürger. Doch die Kognitionsforschung hat die ›klassische Vernunft‹ längst zu Grabe getragen. Nicht Fakten bedingen unsere Meinungen, sondern Frames. Sie ziehen im Gehirn die Strippen und entscheiden, ob Informationen als wichtig erkannt oder kognitiv unter den Teppich gekehrt werden. Frames sind immer ideologisch selektiv, und sie werden über Sprache aktiviert und gefestigt – unsere öffentlichen Debatten wirken wie ein synaptischer Superkleber, der Ideen miteinander vernetzen kann, und zwar dauerhaft. In der Kognitionsforschung ist man sich daher schon lange einig: Sprache ist Politik. Höchste Zeit also, unsere Naivität gegenüber der Macht politischer Diskurse abzulegen.
Dieses Buch legt dazu den Grundstein. In einfacher Sprache deckt es zunächst auf, wie Sprache sich auf unser Denken, unsere Wahrnehmung der Welt und unser Handeln auswirkt. Es zeigt, wo die Wirkkraft mentaler Mechanismen wie Frames und Metaphern herrührt, und macht deutlich, wieso es für gesunde demokratische Diskurse unabdingbar ist, die Bewertungen von Gesellschaft und Politik durch vorherrschende Frames mit eigenen Wertvorstellungen abzugleichen – und für eine authentische Vermittlung der eigenen Weltsicht zu sorgen. Diesen Grundlagen folgt eine Analyse der augenfälligsten Frames unserer deutschsprachigen Debatten über Steuern, Sozialstaat, Gesellschaft, Sozialleistungen, Arbeit, Abtreibung, Islam, Terrorismus, Zuwanderung, Flüchtlingspolitik und Umwelt.

Vita Elisabeth Wehling, geboren 1981 in Hamburg, studierte Soziologie, Journalistik und Linguistik in Hamburg, Rom und Berkeley. Sie promovierte in Linguistik an der University of California, Berkeley, ihr Forschungsbereich ist die politische Werte-, Sprach- und Kognitionsforschung. Seit 2013 leitet sie am International Computer Science Institute in Berkeley Forschungsprojekte zu Ideologie, Sprache und unbewusster Meinungsbildung mit Methoden der Neuro- und Verhaltensforschung sowie der kognitionslinguistischen Diskursanalyse. Sie hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht und ist Koautorin von Auf leisen Sohlen ins Gehirn (Carl-Auer, 2008) und The Little Blue Book (Simon & Schuster, 2012), zusammen mit George Lakoff. Wehling lebt in Berkeley, Kalifornien und ist in den USA und Europa als Beraterin für Politik und Wirtschaft tätig.

Vorwort
Sprachliche Frames bestimmen unser Denken
Anfangsbetrachtung: Unsere Demokratie hinkt der kognitiv-neuronalen Aufklärung hinterher

Teil Eins: Demokratie im Gehirn: Die sprachlichen Sockel politischen Denkens und Handelns
Kapitel Eins: Wir tun ununterbrochen so, als ob: Wie wir Sprache begreifen
Eins.Eins: Rezipienten sind Nachahmer: Kognitive Simulation
Eins.Zwei: Auf und ab gehört: Simulation in der Sprachverarbeitung
Eins.Drei: Der zweifache Adler: Simulation und Wahrnehmung
Eins.Vier: Worte sind nur die Spitze des Eisbergs: Frames und Frame-Semantik
Eins.Fünf: Einfach gelesen: Frames und Sprachverarbeitung
Eins.Sechs: Wie man sich Menschen zurechtredet: Frames und Wahrnehmung
Eins.Sieben: Den Nagel auf den Kopf treffen: Frames bestimmen, wie schnell wir Informationen aufnehmen
Eins.Acht Worte, die uns altern lassen: Frames bestimmen unser Handeln

Kapitel Zwei: Wie Sprache die Geschicke unserer Nation lenkt: Politisches Framing
Zwei.Eins: Immer nur ein Teil vom Ganzen: Politische Frames sind selektiv
Zwei.Zwei: Der Mythos des vernünftigen Menschen: Frames und Rationalität
Zwei.Drei: Blind gelenkt, aber klar entscheiden: Framing-Effekte bleiben unbewusst
Zwei.Vier: Die Neinsager-Falle: Frame-Negierung
Zwei.Fünf: Worte als neuronaler Superkleber: Hebbian Learning
Zwei.Sechs: Zwei Goldhamster niesen auf die Blaubeere: Ideologisches Framing
Zwei.Sieben: Nirgends eine einfache Geschichte: Hypokognition und die drei Ebenen des Framing

Kapitel Drei: Wie Politik greifbar wird: Konzeptuelle Metaphern
Drei.Eins: Die kognitive Verankerung der Dinge, die wir nicht ›fassen‹ können: Konzeptuelle Metaphern
Drei.Zwei: Sauber gedacht, sauber gemacht: Metaphern bestimmen Wahrnehmung und Handeln
Teil Zwei: Von gejagten Bürgern zu gefälligen Wetteraussichten: Ausgewählte Frames unserer politischen Debatte

Einführung zu Teil Zwei
Kapitel Vier: Von viel Leid und wenig Freud: Steuern 84

Vier.Eins: Erleichtert uns
Vier.Zwei: Der Bauer und sein Vieh
Vier.Drei: Jäger und Gejagte
Vier.Drei.Eins: Auf der Jagd
Vier.Drei.Zwei : In die Falle gegangen
Vier.Drei.Drei : Gnade dem, der kein Schlupfloch findet
Vier.Vier: Flucht ins Asyl
Vier.Fünf: Von Oasen und Paradiesen
Vier.Sechs: Strafe muss nicht sein
Vier.Sieben: Wo bleibt der Stolz?

Kapitel Fünf: Der gedankliche Abbau unseres Gemeinschaftssinns: Sozialstaat
Fünf.Eins: Die Geschichte von der Geschäftemacherei
Fünf.Zwei: Wir zahlen Steuern, leisten aber keinen Beitrag
Fünf.Drei: Man wird ja wohl noch teilen dürfen

Kapitel Sechs: Stark, reicher, am besten!: Gesellschaft
Sechs.Eins: Der Wettlauf
Sechs.Zwei: Die Leistungsträger
Sechs.Drei: Die moralische Oberhand

Kapitel Sieben: Von den Privilegierten, die kränkelnd in der Falle sassen: Sozialleistungen
Sieben.Eins: Der leichtfertige Balanceakt
Sieben.Zwei: Die Hängematte
Sieben.Drei: Der Sozialhilfeadel
Sieben.Vier: Am Sozialtropf
Sieben.Fünf: In der Falle

Kapitel Acht: Geben ist seliger denn nehmen: Arbeit
Acht.Eins: Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Acht.Zwei: Was man verdient
Acht.Drei: Lohn aus zwei Perspektiven
Acht.Vier: Starkes Einkommen, schwaches Einkommen
Acht.Fünf: Arbeitsmarkt, Humanressourcen und Humankapital

Kapitel Neun: Erlaubt, aber nicht vergönnt: Abtreibung
Neun.Eins: Schwangerschaft
Neun.Zwei: Von unerwünschten Schwangerschaften und der Antibabypille
Neun.Drei: Der Schwangerschaftsabbruch
Neun.Vier: Vom Schwangerschaftsabbruch zur Tötung eines Menschen

Kapitel Zehn: Die berechtigte Panik vor den neuen Proto-Muslimen: Islam und Terrorismus
Zehn.Eins: Die Islamophobie
Zehn.Zwei: Der Islamische Staat
Zehn.Drei: Von Gotteskriegern und Ungläubigen

Kapitel Elf: Kein Platz für kranke Passagiere: Zuwanderung und Asyl
Elf.Eins: Das Boot ist voll
Elf.Zwei: Die Nation als Gefäß und Ressourcen als Raum
Elf.Drei: Von Wassermassen
Elf.Vier: Von den Zuwanderern als Fremdkörper

Kapitel Zwölf: Ein wenig Wandel und viele abgenutzte Energien: Umwelt
Zwölf.Eins: Alles ist einem Wandel unterworfen, auch das Klima
Zwölf.Zwei: Rettet das Klima
Zwölf.Drei: Die sprachliche Glückspille
Zwölf.Vier: Die Umweltverschmutzung
Zwölf.Fünf: Die Umweltverseuchung
Zwölf.Sechs: Fehlgeleitete Energien

Schlusswort: Demokratie heißt auch, Werte zu begreifen und sprachlich umzusetzen

Literatur