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Noch eine Frage bitte, Lea Busch

Die Autorin Lea Busch untersucht in ihrem mit Lothar Mikos veröffentlichten Buch Der politische Klimadiskurs den politischen Diskurs um den Klimaschutz anhand von Grundsatz- und Wahlprogrammen aller Parteien im Deutschen Bundestag der vergangenen 40 Jahre.

Klimaschutz und Klimawandel sind wichtige Themen in der Medienberichterstattung. In Ihrem Buch zeigen Sie zeigen gemeinsam mit Lothar Mikos, dass diese Themen aber immer gewissen Aufmerksamkeitszyklen unterliegen. Woran liegt das? Greifen die Medien die politische Agenda auf oder ist es umgekehrt?

Die Medien haben dem Klimaschutz lange wenig und nur sporadisch ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Oft sind die Weltklimakonferenzen oder Extremwetterereignisse Anlass vermehrter Berichterstattung. Danach ebbt das mediale Interesse meist schnell wieder ab und andere Themen treten in den Vordergrund.  Dass die Medienberichterstattung über die Klimakrise in den letzten Jahren insgesamt zugenommen hat, scheint vor allem am wachsenden gesellschaftlichen Engagement für mehr Klimaschutz zu liegen und an den immer offensichtlicher werdenden Folgen der Erderwärmung. Die jahrzehntelangen Warnungen der Wissenschaft sind längst wahrnehmbar – und das weltweit. Die Politik muss darauf Antworten finden, vor allem globale Lösungen für mehr Klimaschutz. Indem die Medien die aktuelle Klimapolitik aufgreifen und hinterfragen, stoßen sie auch gesellschaftliche Debatten an. Darauf muss wiederum die Politik reagieren. Die mediale und politische Agenda beeinflussen sich also gegenseitig.

Sie haben Wahl- und Grundsatzprogramme deutscher Parteien untersucht. Wie und seit wann wird dort der Klimaschutz berücksichtigt?

Wir haben uns die Grundsatz- und Wahlprogramme der letzten 40 Jahre angesehen. In den 1970er- und 1980er-Jahren tauchten die Begriffe ›Klimaschutz‹ und ›Klimawandel‹ darin so gut wie gar nicht auf – obwohl Wissenschaftler:innen schon damals vor den Folgen der Erderwärmung gewarnt haben. Dennoch fällt auf: Auch wenn die Parteien nicht explizit auf Klimaschutz eingegangen sind, betonen sie seit Jahrzehnten, wie wichtig ihnen der Schutz von Umwelt und Natur für künftige Generationen sei. Wenn sie diese Ambitionen schon damals in konkrete Lösungen überführt hätten, stünden wir heute beim Klimaschutz vermutlich besser dar. Seit den 1990er-Jahren gehen die Parteien zwar mehr und mehr auf Klimathemen ein, doch so richtig umfassend kam der Klimaschutz erst zur Bundestagswahl 2021 in die Wahlprogramme aller Parteien.

Wird Ihrer Meinung nach eine politische Kehrtwende für mehr Klimaschutz in Deutschland in Zeiten der Energiekrise gelingen?

In der medialen Aufmerksamkeit und auch auf der politischen Agenda scheinen sich die Energie- und Klimakrise oft zu überlagern – entweder steht die eine oder die andere Krise im Vordergrund. Doch sie sollten zusammen gedacht und gelöst werden. Denn momentan sieht es trotz einiger Fortschritte beim Klimaschutz düster aus. Die aktuelle Klimapolitik reicht nicht aus, um das Übereinkommen von Paris umzusetzen, also die Erderwärmung auf möglichst 1,5°C und auf jeden Fall deutlich unter 2°C zu begrenzen.

 

 

 

Weitere Informationen zum Buch Der politische Klimadiskurs von Lea Busch und Lothar Mikos erhalten Sie hier.