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Noch eine Frage bitte, Jacob Johanssen

Der Autor Jacob Johanssen beleuchtet in seinem Buch Die Mannosphäre, wie Sexualität, Rassismus und Bilder des weißen männlichen Körpers die Fantasien und Affekte vieler Männer im Internet und darüber hinaus prägen.
Der Autor Jacob Johanssen und sein Buch "Die Mannosphäre".

1) Warum haben Sie sich entschieden, die Frauenfeindlichkeit im Internet mithilfe der Psychoanalyse zu untersuchen? 

Die Psychoanalyse lenkt erst einmal den Blick auf affektive und unbewusste Aspekte menschlichen Handelns und Zusammenlebens. Sie war von Anfang an mit Fragen zu Gender und Sexualität befasst und hat einflussreiche Impulse geliefert, die bis heute nachwirken. Ich denke, dass man den wachsenden Hass gegenüber Frauen (und auch anderen Gruppen) im Internet mittels psychoanalytischer Theorien und Ideen besonders gut analysieren kann. Es geht mir dabei nicht darum, die Männer individuell zu analysieren, sondern herauszuarbeiten, wie sie kollektiv Identitäten erschaffen und verteidigen, die zu großem Teil auf Hass begründet sind. Außerdem sind die Narrative, die ich im Buch analysiere, oft widersprüchlich und hier bietet die Psychoanalyse ebenfalls hilfreiche Ideen, um diese Widersprüche zu verstehen. Des Weiteren orientiere ich mich stark an Klaus Theweleits Buch Männerphantasien, das ebenfalls von der Psychoanalyse inspiriert ist. 

2) Im Impressum Ihres Buches gibt es einen Warnhinweis für die LeserInnen. Was ist das Toxische an Ihrem Thema? 

Die Inhalte dieses Buches sind keine leichte Kost. Dennoch bin ich der Auffassung, dass wir uns mit ihnen im Detail auseinandersetzen müssen. Viele der Männer und Communitys äußern sich über Frauen und andere gesellschaftliche Gruppen auf destruktive, hasserfüllte und sexistische Weise. Diese Narrative, die wir natürlich auch jenseits des Internets finden, würde ich als „toxisch“ bezeichnen, da sie eine besonders extreme Form des Frauenhasses darstellen. 

3) Im letzten Kapitel Ihres Buches wecken Sie etwas Hoffnung. Wie könnte der Weg aus der Sackgasse der Frauenfeindlichkeit aussehen? 

Mir ist wichtig, dass diese Männer nicht nur reine Frauenhasser sind. Und die psychoanalytische Perspektive zeigt, wie ihre Fantasien, Begehren und Handlungen über Hass hinausreichen und auch so etwas wie Liebe und eine Sehnsucht nach Anerkennung offenbaren. Dies wird paradoxerweise gerade durch den Hass offensichtlich. 

Weitere Informationen zum neuen Buch von Jacob Johanssen Die Mannosphäre. Frauenfeindliche Communitys im Internet finden Sie [hier].