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Noch eine Frage bitte, Herr Dussel

Prof. Konrad Dussel über sein Buch "Bilder als Botschaft. Bildstrukturen deutscher Illustrierter 1905 - 1945 im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft und Publikum".

Worin unterscheiden sich die drei von Ihnen untersuchten Illustrierten Berliner Illustrirte Zeitung, Die Woche und Illustrierter Beobachter?

Illustrierte in Kaiserreich und Weimarer Republik versuchten die Lücke fehlender aktueller Bildberichterstattung zu füllen. Sie setzten auf ein breites inhaltliches Spektrum, bei dem auch die Politik nicht zu kurz kommen durfte. Die Woche aus dem konservativen Scherl-Verlag betonte daneben eher (Hoch-)Kulturelles, die Berliner Illustrirte Zeitung aus dem liberalen Ullstein-Verlag eher Unterhaltendes. Der wesentlich jüngere Illustrierte Beobachter war zunächst ein scharf agitierendes NS-Parteiblatt, passte sich aber nach 1933 schnell recht deutlich an den Illustrierten-Mainstream an. Insgesamt ging der Trend bei allen drei Illustrierten Richtung immer mehr Unterhaltung.

Welche Botschaften haben die Bilder vermittelt?

Weil Bilder im Vordergrund standen, waren die vermittelten Botschaften weit weniger eindeutig als bei Texten. Im Vordergrund stand bei Berliner Illustrirter und Woche zunächst die ziemlich neutrale (Bild-)Berichterstattung zu Personen und Sachen, zudem beschränkt durch die damaligen Grenzen der Foto- und der Bildübermittlungstechnik. Im NS-Staat wurde den Illustrierten trotz aller Lenkung relativ breiter Spielraum gelassen. Im Interesse des Systems war es, den Lesern recht unterschiedliche Alternativen anzubieten. Politische Akzente waren in Berliner Illustrirter und Woche – obwohl beide verdeckt parteieigen – weitaus zurückhaltender gesetzt als in der offiziellen Partei-Zeitschrift Illustrierter Beobachter.

Welche Konstanten und welche Unterschiede gibt es gegenüber heutigen Illustrierten?

Illustrierte wie die drei untersuchten gibt es eigentlich nicht mehr; am ähnlichsten ist vielleicht noch der Stern. Hier haben Fernsehen und mittlerweile auch Internet für einen grundlegenden Wandel gesorgt. Alle anderen heutigen Illustrierten setzen viel mehr auf Unterhaltung und verzichten fast ganz auf politische Information und bildend-hochkulturelle Inhalte. Gravierend sind darüber hinaus auch die formalen Unterschiede, nicht nur durch den Farbdruck, sondern auch durch die weit verbreitete Aufhebung der alten Trennung zwischen den Bildern und zwischen den Bildern und den Texten.