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Noch eine Frage bitte, Frau Malak

Yvonne Malak über ihr Buch "Die Morgenshow. Eine Anleitung für die Königsdisziplin im Radio"

Wie behauptet sich das Radio heute gegenüber der starken Konkurrenz durch das Internet?

Das Radio behauptet sich sehr gut. Während lineares Fernsehen ein Auslaufmodell zu sein scheint, hören nach wie vor 93,6% der Deutschen regelmäßig Radio, 80% sogar jeden Tag, und das im Schnitt 257 Minuten.
Auch junge Leute schalten nach wie vor das Radio ein (66,7% der 14-29jährigen sogar täglich), allerdings hören sie kürzer (nur 197 Minuten) und schalten öfter um. Aber klar: es wird immer schwieriger, die junge Zielgruppe zu erreichen. Das ist unserer größte Herausforderung derzeit.

Warum ist die Morgenshow die wichtigste Sendung im Radio?

Weil die meisten Menschen Radio am Morgen nutzen — vor allem in der Zeit zwischen 6 und 9 Uhr. Hier ist das Bedürfnis nach Unterhaltung, guter Laune, Service und schneller Information am größten. Und in der intimen Hörsituation am Morgen gelingt es außerdem sehr gut, über die Persönlichkeiten im Radio eine enge Bindung zum Hörer aufzubauen.

Bei Jam FM ließen sich Moderatoren Kunstbrüste spritzen und bei Hitradio N1 fuhr eine Hörerin als Mutprobe durch eine brennende Mauer. Fallen im Radio alle Grenzen bei dem Drang, Aufmerksamkeit zu erregen?

Leider manchmal ja. Es gibt noch viel mehr Beispiele — von „lebendig begraben“ bis Nacktrodeln. Wir leben in einer Welt, in der es immer schwieriger wird, Aufmerksamkeit zu bekommen und gerade Sender mit einem jungen Publikum greifen dann gerne mal zu grenzwertigen Maßnahmen. Joko und Klaas arbeiten ja auch sehr erfolgreich mit dem Mittel dieser aufmerksamkeitsstarken Aktionen. Solange niemand dabei beleidigt oder verletzt wird und jeder frei entscheiden kann, ob er daran teilnimmt, ist das für mich in Ordnung. Und die beiden Moderatoren bei JAM FM wollten dieses Experiment unbedingt machen.