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Klagenfurter Beiträge zur Visuellen Kultur

Seit Mitte der 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts ist die visuelle Kultur zu einem wichtigen und sich in verschiedene Richtungen entwickelnden interdisziplinären Forschungsfeld geworden. Die Auseinandersetzung mit dem Poststrukturalismus und den Cultural Studies, die die wachsende Bedeutung von Kultur in allen Bereichen des sozialen Lebens herausgestellt haben, führten in verschiedenen Disziplinen der Geisteswissenschaften und später auch in den Sozialwissenschaften zu einem ›cultural turn‹. Kultur wird nun nicht mehr als ein ›Überbau‹ oder als eine von der Sozialstruktur abhängige Variable, sondern als ein zentraler Faktor in sozialen, politischen und ökonomischen Prozessen betrachtet. Vor allem die weltweite Produktion, Zirkulation, Rezeption und der Austausch von Zeichen, Texten und Bildern hat zu einer »kulturellen Revolution« (STUART HALL) geführt, die alle Lebensbereiche und Regionen weltweit erfasst hat. Hierbei spielen die Möglichkeiten der digitalen Bildherstellung und ihrer Verbreitung, die auf bestehende Bilderwelten zurückgreift, eine wichtige Rolle. Hybride, heterogene und plurale kulturelle Formationen sind die Folge, in deren Konstitution und Repräsentation visuelle Bilder eine bedeutende Rolle einnehmen.

Während in der Kulturanalyse lange Zeit fast ausschließlich Texte analysiert wurden, werden nun auch Bilder daraufhin untersucht, auf welche Weise sie eigenständig Bedeutungen in kulturellen und sozialen Kontexten vermitteln. Ins Zentrum der Betrachtung rückt die kulturelle Konstruktion des Visuellen. Dabei geht es nicht nur um den visuellen Charakter von Kunstwerken wie Gemälden oder avancierten Filmen, sondern vor allem um die Bilder des Fernsehens, der Werbung oder der Computerspiele, die unser Alltagsleben durchdringen und unsere Identität mitbestimmen. So kann uns die hegemoniale Kraft von Bildern so stark in ihren Bann ziehen, dass wir uns nicht mehr von ihr distanzieren können. Vor allem die Politik benötigt Bilder zur Repräsentation sowie zur Inszenierung ihrer Macht und auch die überall präsenten Überwachungskameras unterstreichen, dass unser Leben durch Bilder vermittelt und kontrolliert wird. Interaktive visuelle Medien wie das Internet, Handyapplikationen oder Computerspiele stellen neue Herausforderungen dar, deren Möglichkeiten zunehmend exploriert werden.

Die Forschungen zur visuellen Kultur untersuchen, wie mit Bildern Bedeutungen produziert, etabliert, in Frage gestellt und verändert werden. Wie und in welchen Kontexten entstehen Bilder? Wie werden sie konsumiert und rezipiert? Welche gesellschaftlichen Funktionen üben sie aus? Das Interesse gilt also den vielfältigen Verknüpfungen von Visualität, Kultur und Gesellschaft. Es sollen die kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen des Visuellen, aber auch der visuelle Charakter von Kultur und Gesellschaft aufgezeigt werden. Unsere Wahrnehmung, unser Sehen, ist kulturell und gesellschaftlich geformt. Deshalb ist es wichtig, nicht nur Bilder zu untersuchen, sondern auch deren Rezeption und Betrachtung in unterschiedlichen kulturellen Kontexten. Wie werden Bilder (kulturell unterschiedlich) interpretiert und welches Vergnügen können sie welchen Personen bereiten? Darüber hinaus gilt es zu erforschen, wie Bilder unsere Kultur und Gesellschaft zunehmend transformieren, indem sie sie einer Logik des Spektakels (GUY DEBORD) unterordnen.

Die Reihe Klagenfurter Beiträge zur visuellen Kultur versammelt zum einen Beiträge, die im Rahmen des interfakultären Forschungsschwerpunktes ›Visuelle Kultur‹ an der Alpen-Adria Universität in Klagenfurt am Wörthersee entstanden sind. Zum anderen ist sie offen für alle Untersuchungen, die sich mit der Komplexität des Visuellen beschäftigen.

Folgende Titel sind in der Reihe Klagenfurter Beiträge zur Visuellen Kultur erschienen: