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Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde

Warum die Digitalisierung unsere Demokratie gefährdet

23,00 

Zusätzliche Information

Größe 14,2 × 21,3 cm
Artikelnummer(n)

9783869622743, 9783869622750, 9783869622767

Veröffentlicht

12.10.2017

Auflage

1. Auflage

Formate

Buch, ePub, PDF

Verlag

Herbert von Halem Verlag

Seiten

368

Reihe

edition medienpraxis (TX595)

Bucheinband

Hardcover

Kategorien: Katalog, Sachbuch

Fake News, Halbwahrheiten, Konspirationstheorien – die Ausbreitung von Desinformation in der digitalisierten Welt, insbesondere in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter, wird immer mehr zur Bedrohung und zur Herausforderung für unsere Demokratie. Das Buch analysiert, welche Trends die Aufmerksamkeitsökonomie in eine Desinformationsökonomie verwandeln. Stichworte sind der langfristige Glaubwürdigkeitsverlust der traditionellen Medien, das rapide Wachstum und die Professionalisierung der Public Relations, die ungeplanten Folgen der rasanten Digitalisierung, darunter das Fehlen eines Geschäftsmodells für den Journalismus, Echokammern im Netz sowie die Algorithmen als neue Schleusenwärter in der öffentlichen Kommunikation. Eine strategische Rolle spielen die allmächtigen IT-Giganten, die sich nicht in ihre Karten gucken lassen möchten.

Unter diesen Bedingungen gibt es vermehrt Akteure, die aus machtpolitischen Motiven an medialer Desinformation und an der Destabilisierung unserer Demokratie interessiert sind, oder die aus kommerziellen Motiven eine solche Destabilisierung in Kauf nehmen. Der Tradition der Aufklärung verpflichtet, ist die zentrale Frage des Buches, wie sich der wachsende Einfluss der „Feinde der informierten Gesellschaft“ eindämmen lässt, darunter Populisten, Autokraten und deren Propagandatrupps. Könnte zum Beispiel eine „Allianz für die Aufklärung“ etwas bewirken, der sich seriöse Journalisten und Wissenschaftler gemeinsam anschliessen? Dazu bedarf es nicht zuletzt realistischer Selbsteinschätzung auf seiten der Akteure. Dazu verhelfen Erkenntnisse aus der Sozialpsychologie und der Verhaltensökonomie, die im Buch auf die Handelnden und den Prozess der öffentlichen Kommunikation bezogen werden.

Stephan Russ-Mohl ist emeritierter Professor für Journalistik und Medienmanagement an der Università della Svizzera italiana in Lugano/Schweiz, wo er von 2002 bis 2018 lehrte, und Gründer des European Journalism Observatory. Von 1985 bis 2001 war er Publizistik-Professor an der FU Berlin. Er studierte Sozial- und Verwaltungswissenschaften an den Universitäten München, Konstanz und Princeton. Der Autor hat zeitweise auch in den USA und in Italien gelebt und mehrfach, zuletzt im Sommer 2015, Forschungsaufenthalte an der Stanford University in Kalifornien verbracht. Über Medien und Journalismus schreibt er für die Neue Zürcher Zeitung sowie als Kolumnist für den Tagesspiegel und für Branchenpublikationen.

Inhalt
Vorwort
I. Die Pest der Desinformation
1. Fake News als MedienHype – eine erste Tour d’horizon
1.1 Varianten von Fake News und Desinformation
1.2 Kein neues Problem? Journalisten als Scharlatane und Schelme
1.3 Journalisten als Opfer von Manipulation
1.4 Die neue Dimension: Regierungsoffizielle Lügengeschichten in Serie
1.5 Fake News über Fake News
1.6 Von der Aufklärung zurück in die Unwissenheit?
2. Von der Aufmerksamkeitsökonomie zur desinformierten Gesellschaft?
2.1 Die Karriere zweiter Zitate: Niklas Luhmann und Stewart Brand
2.2 Auf den Schultern anderer Riesen: Georg Franck und die Verhaltensökonomen
2.3 Die Vorder- und die Hinterbühne in der Aufmerksamkeitsökonomie
2.4 Wie der Journalismus im Bermuda-Dreieck verschwindet
2.5 Auf dem Weg in die desinformierte Gesellschaft

II. Trends
3. Trend eins: Jahrzehntelang ignorierte Vertrauensverluste im Journalismus
3.1 Die Datenlage: Glaubwürdigkeit und Ansehen des Journalismus schwinden
3.2 Rückblende: Selbstvertrauen bei den Medienmachern – Skepsis beim Publikum
3.3 Übermacht der PR-Branche – Entmachtung des Journalismus?
3.4 Schwindende Grenzen zwischen PR und Journalismus
3.5 Kontrollillusion der Journalisten gegenüber PR-Experten
3.6 PR verdrängt obendrein Werbung
3.7 Bedeutungsverlust von Journalismus für die Öffentlichkeitsarbeit
4. Trend zwei: Beschleunigung durch Digitalisierung
4.1 Die neuen Möglichkeiten der Vernetzung
4.2 Neuerlicher Relevanz-Verlust des Journalismus
4.3 Echokammern: Algorithmen als Verstärker
4.4 Social Bots im Vormarsch
4.5 Einbettung in den grösseren gesellschaftlichen Kontext

III. Befunde: Die verlorene Unschuld des Mainstream-Journalismus
5. Elitenarroganz und Elitenkonsens
6. Systemversagen, Grauzonen, Entschuldbare Fehler
6.1 Panoptikum krasser Fehlleistungen
6.2 Grauzonen des Journalismusversagens
6.3 Entschuldbare Fehler
7. Eigentore
7.1 Perzipierte und ›tatsächliche‹ Probleme: Medienhypes
7.2 Tabus und mediale Unterbelichtung von Themen: Zum Beispiel die Mafia
7.3 Sprache und Framing
7.4 Un-Statistiken und Datensalat
7.5 Content Marketing und Native Advertising
7.6 Die vernachlässigten ›drei C‹
7.7 Verspielter öffentlich-rechtlicher Kredit
8. Die Rückkehr autoritärer und feudaler Herrschaft
8.1 Das Auftrumpfen der Autokraten: Putin und Erdogan
8.2 Der Durchmarsch der Populisten: Trump, Le Pen, Grillo und die AfD
8.3 Die Wiederkehr der Medienbarone: Viele kleine Murdochs und Berlusconis
8.4 Die überwölbende Struktur: Das neue globale Feudalsystem der IT-Giganten
IV. Was tun? Möglichkeiten des Gegensteuerns
9. Ökonomische Anreize, politische Regulierung, Medienerziehung
9.1 Ökonomische Hebel: »Money makes the world go around«
9.2 Die stumpfe Waffe: Staatliche Regulierung und Finanzierung
9.3 Die Langfrist-Strategie: Medienerziehung
10. Die Medienindustrie in der Pflicht? Co- und Selbstregulierung
10.1 Die Vielfalt der Faktencheck-Initiativen
10.2 Ko-Regulierung: Die Schlüsselrolle und die Verantwortung der Plattformen
10.3 Besinnung auf alte professionelle Tugenden
10.4 Konturen des neuen Journalismus
10.5 Fortschritte im Umgang mit den ›drei C‹?
11. Allianz für die Aufklärung: Ein Bündnis von Journalismus und Wissenschaft?
11.1 Die Win-win-Strategie in der Bedrängnis: Kräfte bündeln
11.2 Gegenläufige Trends: Professionalisierung versus Prekarisierung
11.3 Die Sondersituation: Medienforschung und Journalismus
11.4 Das Kooperationspotenzial – realistisch eingeschätzt
11.5 Netzwerke und Selbstorganisation als Chance
12. Schlussakkord: Wir alle ALS TÄTER UND OPFER?
12.1 Die Grenzen ›rationaler Ignoranz‹
12.2 Wer zahlt für den ›neuen‹ Journalismus? Ein Hoffnungsschimmer
12.3 Der ›Schizo‹ in uns und die gestufte Verantwortung

Anhang
Personenregister
Literatur