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Zur Finanzlage der Bibliotheken 2011

Der Deutsche Bibliotheksverband hat auch in diesem Jahr eine Statistik zur Lage deutscher Bibliotheken erstellt. Die wichtigsten Erkenntnisse werden wir nach und nach hier im Halemblog zusammenfassen. Heute: Zur Finanzlage.

Als der Deutsche Bibliotheksverband seine Mitglieder im vergangenen Jahr um eine Einschätzung ihrer finanziellen Situation bat, war die Kernaussage klar: Die Bibliotheken befanden sich in einer ernstzunehmenden finanziellen Schieflage. Handlungsbedarf war geboten, dennoch kann nach einer weiteren Umfrage in diesem Jahr leider keine Entwarnung gegeben werden. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Lage der Bibliotheken zwar nicht weiter verschlechtert, von einer erheblichen Verbesserung kann jedoch auch noch lange nicht gesprochen werden. Neben den öffentlichen Bibliotheken wurden 2011 auch die wissenschaftlichen befragt. Auf Basis von 780 Antworten aus öffentlichen und 191 aus wissenschaftlichen Bibliotheken, lässt sich folgendes Fazit ziehen:

Derzeit werden in 37,2 Prozent der öffentlichen Bibliotheken (ÖB) Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen realisiert, in 17,6 Prozent sind Maßnahmen geplant. Im Vorjahr lagen diese Werte bei 34,2 und 24,6 Prozent. Ganz ähnlich in den wissenschaftlichen Bibliotheken (WB), hier werden die Maßnahmen in 32,4 Prozent der Fälle realisiert, in 15,4 Prozent sind sie in Planung. Zu den Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen gehören z. B. eine Kürzung der Mittel, eine angeordnete Einnahmesteigerung und eine Gebührenerhöhung / ein Sparkonzept.

23,8 Prozent der ÖB und 21,2 Prozent der WB trifft in diesem Jahr eine Haushaltssperre.
Die finanzielle Situation schlägt sich auch im Personalbereich nieder: Eine Wiederbesetzungssperre gilt für 18,6 Prozent der ÖB und 21,3 Prozent der WB, eine dauerhafte Stellenstreichung wird in 11,9 Prozent der ÖB und 13,2 Prozent der WB realisiert. Dazu kommt noch die Reduzierung des Personaletats, dies trifft 10,8 Prozent der ÖB und 15,8 Prozent der WB. Immer noch sind mehr als zwei Drittel der Bibliotheken in Städten mit über 100.000 Einwohner von Sparmaßnahmen betroffen oder bedroht, in fast der Hälfte (48,4 Prozent) der ÖB in diesen Städten besteht sogar eine globale Haushaltssperre. Bei 37 Prozent mussten Stellen gestrichen werden, bei weiteren 21 Prozent steht dies an.

Ein ganz anderes Problem haben viele kleinere Gemeinden: Sie verfügen nicht einmal über eine hauptamtlich geleitete Bibliothek und entsprechen damit nicht internationalen Standards. Wenn die Bibliotheken ihrer Rolle in der Bildungsrepublik Deutschland nachhaltig gerecht werden sollen, muss ihre finanzielle Ausstattung weiterhin spürbar verbessert werden.

(Quelle: Umfrage des dbv zur Finanzsituation / Angaben der Bibliotheken zur Deutschen Bibliotheksstatistik)