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Revolutionsfotografie im 20. Jahrhundert

Zwischen Dokumentation, Agitation und Memoration

42,00 

Zusätzliche Information

Größe 17 × 24 cm
Artikelnummer(n)

9783744512046, 9783744519281

Veröffentlicht

05.03.2019

Auflage

1. Auflage

Formate

Buch, PDF

Verlag

Herbert von Halem Verlag

Seiten

560

Als wirkungsmächtige Form politischen Handelns im öffentlichen Raum sind Revolutionen stets von gesteigertem Kommunikationsaufkommen und vom Einsatz kollektiv wirkender Bild- und Symbolarsenale begleitet. Das Erkenntnisinteresse der Untersuchung ist ein theoretisch-systematisches, kein historiographisches. Entsprechend geht es darum, Theorien und Bildanalysen in einen Dialog eintreten zu lassen, der wechselseitige Einblicke in die Funktionen von Fotografien in revolutionären Kontexten und in die sie vorbereitenden, flankierenden und reflektierenden Diskurse ermöglicht. Somit sind Bildartefakte von Revolutionen stets mehr als eine plane Repräsentation des Ereignisses selbst – vielmehr sind sie an dem Geschehen als weitere Produktivkräfte beteiligt, interagieren mit den Handlungen der Akteure, dem Reden über die Revolution, den kollektiven und mythischen Imaginationen von der Revolution, die sich immer wieder wechselseitig vorantreiben, durchdringen und überlagern. Genau diese Verflechtungen zwischen dem Gesagten (Diskurs), dem Gezeigten (Bild bzw. Fotografie) und dem Getanen (Performanz) werden anhand exemplarischer Bildtopoi herausgearbeitet, um über die je einzelne Revolution hinausgehende Einsichten in die allgemeine Sinn- und Symbolproduktion von und in Revolutionen gewinnen zu können.

Nicole Wiedenmann, Dr. phil., ist Akademische Rätin auf Zeit am Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Danksagung 11

Prolog: Die Bibliothek und die Bilder 13

1. Versuch einer Begriffsbestimmung und begriffsgeschichtlichen Herleitung von ›Revolution‹ 20
1.1 Einleitung in die Begriffsproblematik 20
1.2 Zur Notwendigkeit einer begriffsgeschichtlichen Herangehensweise 24
1.3 Zur Differenz von trans- und metahistorischem Revolutionsbegriff 27
1.4 Moderne als permanente Revolution 31
1.5 Paradoxien und Widersprüche im modernen Revolutionsbegriff 34
1.6 Das Fehlen konstitutiver Merkmale einer Revolution 39
1.7 Zur Positionierungsproblematik von Revolutionen im politischen Spektrum 41
1.8 ›Revolution‹ als Formel zur Selbsthervorbringung der Revolution 51

2. Revolution als Gegenstand der Kultur- und der Medienwissenschaft 58
2.1 Die Revolution und ihre symbolischen Praktiken 58
2.2 Die diskursive Ebene der politischen Praxis 68
2.3 Die performative Ebene der politischen Praxis 81
2.4 Exkurs: Die Theatralität der Revolution am Beispiel der Französischen Revolution 93
2.5 Die ikonische Ebene der politischen Praxis 104
2.6 Exkurs: Die Ikonizität der Revolution am Beispiel der Pariser Commune 118

3. Revolutionsfotografie als Instrument der Dokumentation, Memoration und Agitation 143
3.1 Fotografischer Realismus und Revolutionspraxis 143
3.2 Fotografie als ›Sprache‹ und ›Spur‹ – Zur Medientheorie der Fotografie 151
3.3 Fotografie als Indikator und Faktor des Historischen 159
3.4 Monument und Dokument – Gedächtnis und Geschichte 162
3.5 Zur Funktionalisierung von Fotografie im Geschichts- und im Gedächtnisdiskurs 174
3.6 Fotografie als externalisiertes Gedächtnis – eine Kontroverse 186
3.7 Zur symbolischen Dimension des fotografischen Bildes 191
3.8 Das fotografische Bildgedächtnis und seine Kanonbildung 197
3.9 Fotografie und Agitation 202
3.10 Fotografische Bilderzirkulation – Fotografien als ›immutable mobiles‹ 218

4. Exemplarische Analysen von Revolutionsfotografien 227
4.1 Anmerkungen zur Korpusbestimmung 227
4.2 Paradoxe Temporalität: Revolution und Mythos 236
4.3 Der Körper der Revolution 251
4.4 Massenkörper und Massediskurs 256
4.5 Vom Imago zum Ikon und zurück: das ›öffentliche Bild‹ der revoltierenden Masse 269
4.6 Der Revolutionsführer als Rhetor 285
4.7 Der Redner als charismatischer Herrscher 296
4.8 Märtyrertum, Idolisierung und Idolatrie als Modi der ›permanenten‹ Revolution 338
4.9 »Deeds, not words« – die martyrologischen Strategien der Suffragetten-Bewegung 355
4.10 Der wiederauferstandene ›tote Christus der Revolution‹: Lenin und Che Guevara 366
4.11 ›Mobilisierende Bildermaschinen‹ – die Toten der 68er-Bewegung und der RAF 389
4.12 David gegen Goliath – der anonyme Einzelkämpfer 403
4.13 Allégorie réelle – der weibliche Körper der Freiheit 425
4.14 ›Magische Reinigungen‹ – Zerstörung und Inauguration politischer Symbole 443
4.15 Umstu(e)rz-Zeiten: Zerschlagung und Demontage von Herrschaftsmonumenten 458
4.16 Die Revolution als Abbruchunternehmen:
Stürmungen und Schleifungen hegemonialer Bauwerke als Gründungsmythen des Umsturzes 485
4.17 Jenseits des Körpers: die ›reine‹ Symbolik der Revolution und die Hyperimages 503

Epilog: Drei Fotografien von August Sander oder
Warum nicht jede Fotografie von Revolutionären eine Revolutionsfotografie ist 510

Literatur 519
Internetquellen 551
Filmografie 555