Herr Bieg, der Lieblingssport der Deutschen ist unangefochten der Fußball. In Ihrer Studie untersuchen Sie, wie sich der Basketball seinen Platz in den Medien zu erkämpfen versucht. Warum ist Ihre Wahl dabei auf den Basketball gefallen, und nicht etwa auf Handball oder Eishockey?
Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe, einen allgemeinen und einen sehr persönlichen. Einerseits ist Basketball in Deutschland eine besonders ambitionierte Sportart: Die 1. Bundesliga hat das Ziel, bis zum Jahr 2020 die beste nationale Liga Europas zu sein und auch die Ziele der Nationalmannschaft sind hoch – auch wenn das Team diese bei der jüngsten Weltmeisterschaft peinlichst verfehlt hat. Andererseits, und das ist der persönliche Grund, bin ich dem Basketball seit langer Zeit extrem verbunden, habe entsprechende Einblicke und insbesondere das erforderliche Netzwerk, mit dem ich auch das meiner Arbeit zugrundeliegende Untersuchungsmaterial zusammentragen konnte.
Ihre Untersuchung basiert auf der Sozialtheorie von Pierre Bourdieu. Können Sie kurz erläutern, weshalb sich diese Theorie für einen scheinbar so ganz anders gearteten Untersuchungsgegenstand wie den Zuschauersport eignet?
Das tut sie aus meiner Sicht in zweierlei Hinsicht: Erstens durch den grundsätzlichen Anspruch, alle sozialen Phänomene – und somit eben auch den Sport und den Sport in den Medien – erklären zu können. Zweitens, und das ist erscheint mir mindestens ebenso wichtig, aufgrund einer hohen begrifflichen und gedanklichen Passung zur Welt des Sports: Mit Bourdieu kämpfen Akteure um Positionen auf (Spiel-)Feldern, messen ihre Kräfte, vergleichen sich permanent und lassen sich auch in Tabellen und Matrizen einordnen. Diese Parallelen sind für mich kein Zufall, sondern Ausdruck des (Zuschauer-)sports als gesellschaftlicher Mikrokosmos, aus dessen Beobachtung sich auch gesellschaftliche Mechanismen ableiten lassen.
Was sehen Sie selbst sich lieber im Fernsehen an: Fußball oder Basketball?
Hier fällt mein Urteil wenig überraschend sehr eindeutig aus: Basketball. Wenn ich die Wahl zwischen einem durchschnittlichen Basketball- und einem ebensolchen Fußballspiel habe, dann fällt diese immer auf Basketball. Ich gebe allerdings zu, dass ich Fußballspiele auf höchstem Niveau auch sehr spannend finde. Das gilt aber für alle Sportarten, sobald sie eine weniger objektiv messbar als subjektiv erlebbare Stufe des Virtuosen erreichen – inklusive Tontaubenschießen, Curling oder Sumo.