Skip to content Skip to footer

“Kohle” oder Vertrauenswürdigkeit

Das Thema des 7. Mainzer Mediengespräches am 19. Juni 2006 ist die durch die EU-Richtlinie Fernsehen ohne Grenzen geplante Liberalisierung von Product Placement im Fernsehen: Bezahlte Produktplazierung soll bei entsprechender Kennzeichnung erlaubt werden. In der Einladung heisst es:

Damit wäre eine Vermischung von Programm und Werbebotschaften kaum mehr zu verhindern. Auch das Vertrauen in die Medien und deren Glaubwürdigkeit wären erschüttert.

Mir erscheint diese Fragestellung zu konservativ. Angesichts der zurückhaltenden Kritik an der Dauerwerbesendung Wetten dass … oder der dreisten Einspielungen bei der Übertragung des diesjährigen Eurovision Song Contests (ich glaube da nicht an einen Zufall) muss die Frage wohl anders und weiter gestellt werden. Es geht doch um die Kommerzialisierung unseres gesamten Wahrnehmungsumfeldes: d.h. der Realität (z.B. die Werbung am Brandenburger Tor [Telekom?] und jetzt – anlässlich der WM – in ganz Berlin), des Fernsehprogramms, der Computer- und Videospiele (z.B. “programmierte” Bandenwerbung), Zeitungen und Zeitschriften u.s.w.. Gibt es noch irgendein Umfeld, in dem wir uns der Werbung sicher entziehen können?

Wenn wir diesen Prozess nicht aufhalten können, dann sollten wir vielleicht dafür sorgen, dass Werbung, überall wo wor sie treffen, wenigstens als solche gekennzeichnet ist.

Da es kein Mittel gibt, Product Placement aus dem Fernsehen sicher zu entfernen, sollte man es vielleicht zulassen und kennzeichnen. Qualitativ hochwertiges Fernsehen, hätte dadurch eine Möglichkeit sich von der kommerziellen Massenware abzugrenzen.

—–