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Piktogramme: Kleine Bildchen, große Wirkung

Dr. Alexander Christian bei den Kölner Mediengesprächen am 3. Mai 2017

Hunde müssen draußen bleiben! Essen und Trinken verboten! Hier entlang zum Flughafen! Achtung, spielende Kinder! Diese und unzählige weitere Informationen werden uns täglich mitgeteilt. Das geschieht immer seltener durch Aufschriften und immer häufiger durch Piktogramme. Die kleinen Grafiken sind für uns derart alltäglich, dass die meisten Menschen ihnen wohl kaum noch einen bewussten Gedanken widmen. Nicht so Dr. Alexander Christian: Er veröffentlichte kürzlich in unserem Verlag sein Buch Piktogramme. Tendenzen in der Gestaltung und im Einsatz grafischer Symbole und bewies während seines Vortrags bei den Kölner Mediengesprächen am 3. Mai, dass es über Piktogramme jede Menge zu wissen gibt.

Die Bedeutung von Piktogrammen, so Christian, muss erlernt werden. Das mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, ist aber insbesondere im Fall von Warnhinweisen bedeutsam: Wer einen Warnhinweis in Piktogrammform nicht versteht, weil er dessen Bedeutung nicht kennt, begibt sich unter Umständen in große Gefahr. Im Idealfall erlernen wir die Bedeutung von Piktogrammen im Zuge unserer Sozialisation: Der durchgestrichene, stilisierte Hund im roten Kreis bedeutet, dass wir unseren Hund nicht mit in das Gebäude nehmen dürfen, die durchgestrichene Tüte mit Pommes Frites verbietet uns das Essen in Bus und Bahn, das Schädelsymbol mit den gekreuzten Knochen im gelben Dreieck warnt uns davor, dass der Inhalt der Reiniger-Flasche giftig ist. Oft müssen wir uns die Bedeutung von Piktogrammen aber auch intuitiv erschließen. Das wiederum stellt diejenigen, die die kleinen Hinweis-Grafiken gestalten – zum Beispiel die Internationale Organisation für Standardisierung (ISO) – vor die Herausforderung, Piktogramme möglichst intuitiv verständlich zu gestalten. Studien haben gezeigt, dass ein Piktogramm umso leichter verstanden wird, je schlichter es gestaltet ist. Je weniger Details von der Kernaussage des Piktogramms ablenken, desto schneller wird diese Kernaussage erfasst. Das ist insbesondere für die Gestaltung von Piktogrammen in Verkehrsschildern entscheidend, da die Verkehrsteilnehmer die Bedeutung oft innerhalb weniger Augenblicke erfassen und entsprechend reagieren müssen.

Tatsächlich, so Christian, wird uns die Bedeutung von Piktogrammen nicht immer sofort klar. Untersuchungen zeigten, dass das bereits erwähnte Gift-Warnsymbol – der Totenschädel mit den gekreuzten Knochen – von Kindern oft nicht mit einer Warnung, sondern mit Piraten und deren Flagge assoziiert wird, die sie aus einem spielerischen Kontext kennen. Um solche potenziell gefährlichen Missverständnisse zu vermeiden, werden Piktogramme ständig weiterentwickelt. In den USA beispielsweise wurde alternativ zum klassischen Gift-Warnsymbol der sogenannte “Mr. Yuk”-Aufkleber eingeführt: Ein kreisrunder Aufkleber, der auf einem giftgrünen Hintergrund ein Smiley-Gesicht mit vor Ekel verzerrten Zügen und herausgestreckter Zunge zeigt. Allerdings bringt diese Gestaltung des Warnaufklebers ihre ganz eigenen Probleme mit sich: Mr. Yuk, das haben weitere Studien belegt, macht durch seinen Ausdruck des Ekels vielleicht deutlich, dass der Verzehr eines bestimmten Stoffes “unangenehme” Folgen haben könnte, jedoch transportiert er nicht die intendierte und deutlich schwerwiegendere Warnung vor einer Vergiftung mit eventueller Todesfolge. Dazu wirkt er mit seiner optischen Nähe zu Smileys und Emoticons, die Kindern einen lustigen, spielerischen Kontext suggerieren, zu harmlos.

Weitere Probleme ergeben sich, so führte Dr. Christian weiter aus, bei Warnhinweisen vor Radioaktivität. Wie kann man die Warnhinweis-Piktogramme so gestalten, dass Sie auch in 1000 Jahren noch verstanden werden? Zudem ist es denkbar, dass die Menschen in der Zukunft die technischen Möglichkeiten haben werden, unseren Atommüll als Ressource zu nutzen. Wie kann ein Warnhinweis dieser Möglichkeit Rechnung tragen?

Auf diese und weitere interessante Aspekte rund um den Forschungsgegenstand Piktogramme ging Dr. Alexander Christian während seines Vortrages bei den Kölner Mediengesprächen ein. Damit zeigte er dem Publikum (und auch uns), dass weit mehr in den kleinen Bildchen steckt, als man auf den ersten Blick meint.

Wir danken Dr. Alexander Christian für seinen spannenden und informativen Vortrag!