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Noch eine Frage bitte, Frau Lampert und Herr Wespe

Marie Lampert und Rolf Wespe über die 4., komplett überarbeitete Auflage von "Storytelling für Journalisten. Wie baue ich eine gute Geschichte?"

Ihr Buch liegt nun bereits in einer 4. völlig überarbeiteten Fassung vor. Warum ist das Thema „Storytelling“ für Journalisten so wichtig?

Marie Lampert: Mit gut gemachten Geschichten gewinne ich die Aufmerksamkeit meines Publikums und führe es tiefer in mein Thema. Storytelling verbindet Herz und Hirn – es lässt uns mitfühlen und gleichzeitig verstehen. Wenn ich meine Recherche nicht in eine ansprechende packende Form bringe, war meine Arbeit für die Katz. Darum geht es. Gutes Storytelling schafft Spannung, erschließt Zusammenhänge und bietet neue Perspektiven.

Rolf Wespe: Storytelling basiert auf der Urform des mündlichen Erzählens, z.B. in den Epen wie die Odyssee. Für die Medien neu entwickelt von US-Schriftstellern (New Journalism). Mit einer Generation Verspätung in den deutschsprachigen Raum gekommen. Wer nicht gut erzählen kann, geht in der heutigen News-Flut unter.

Was ist neu an der 4. Auflage?

ML: Wir haben aktuelle Beispiele eingefügt und Aspekte multimedialen Erzählens ausführlicher behandelt. Statements und Erfahrungen von Kollegen aus Zeit, Spiegel oder von der dpa ergänzen neu unsere Darstellungen.  Ein weiteres Kapitel stellt bewährte Erzählmuster ausführlich vor, die Beispiele stammen sowohl aus dem Tagesjournalimus als auch aus Magazinen und großen Reportagen.

RW: Fotos und neue Grafiken erklären: Wie kann eine Geschichte über Details erzählt werden? Was ist eine „Grümpeltotale“?

Welches ist für Sie die beeindruckendste Geschichte, die Sie gehört, gelesen oder gesehen haben?

ML: Ich bin immer wieder überrascht und beglückt, wie leidenschaftlich und kreativ viele Kollegen recherchieren und schreiben. Wie Henning Sußebach in Herr Hibbe macht zu von Globalisierung erzählt – er porträtiert ein Kaufhaus, das schließt, und seinen Besitzer. Und kontrastiert es mit einem Online-Socken-Handel. Ganz groß. Das ist Die Zeit. Aber auch im Lokalen finde ich immer wieder Handwerk vom Feinsten. Bettys erstes Mal von Benjamin Piel ist so eine Geschichte. Auf meiner Webseite stelle ich über zwei Dutzend solcher wunderbaren Geschichten vor.

RW: Ich habe soeben gelesen Es war einmal im Fernen Osten von Xiaolu Guo. Autobiografie einer Chinesin, in bitterer Armut aufgewachsen und Autorin geworden. Spannung. Ein Pageturner. Hervorragend in Szenen erzählt und alle Helden treffend charakterisiert. Lehrreich. Angewandtes Storytelling.