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Lautsprecher und Widersprecher. Ein Ansatz zum Vergleich der Mediensysteme

32,00 

Zusätzliche Information

Größe 14,2 × 21,3 cm
Artikelnummer(n)

9783869620497, 9783869621524

Veröffentlicht

November 2014

Formate

Buch, PDF

Verlag

Herbert von Halem Verlag

Seiten

444

1989 brach der europäische und zentralasiatische Kommunismus zusammen. 2011 warfen im „arabischen Frühling“ einige Länder des Orients ihre autokratischen Regierungssysteme auf den Haufen der Geschichte. Immer mehr Länder öffnen sich dem kapitalistischen Wirtschaftssystem und dem freien Handel und nennen sich demokratisch. Doch trotz diesem Trend und trotz der Globalisierung treffen wir weiterhin auf eine Vielzahl unterschiedlicher politischer Systeme – und nach wie vor prägen die politischen Systeme die Mediensysteme, sodass auch diese durchaus unterschiedlich sind.

Wie aber lassen sich die Mediensysteme typologisieren? Wie viele Modelle gibt es? Forscher haben seit dem Zweiten Weltkrieg immer wieder versucht, solche Modelle zu bilden und zu begründen. Aber entweder waren sie zu pauschal oder sie bezogen sich bloß auf den nordatlantischen Westen. In diesem Buch wird der Versuch unternommen, mit dem pragmatischen Differenz-Ansatz eine Typologie der Mediensysteme für die ganze Welt zu entwickeln. Zuerst werden die Mediensysteme von über 20 Ländern beschrieben, darunter Kuba, China, Ägypten, Russland, die Türkei, Italien, der Libanon, Frankreich, Deutschland, Österreich, die Schweiz, die USA und Brasilien. Danach wird der Ansatz mit seinen Kriterien vorgestellt, aus denen sich dann das Kommando-Modell, das Patrioten-Modell, das Schock-Modell, das Klientel-Modell, das Service-public-Modell und das liberale Modell ergeben.

Zu den Unterscheidungsmerkmalen gehören der Charakter des Regierungssystems, die Art der politischen Kultur, der Grad der Medienfreiheit, der Grad der Staatskontrolle über die Medien, die Frage, wem die Medien gehören und wer sie finanziert, der Grad der Liaison zwischen Medien und politischen Parteien, die Frage, ob die Medienkultur eher auf Kritik oder auf Harmonie ausgerichtet ist und schließlich die Frage, ob sich die Medien eher dem Kommerz oder dem Service public verschreiben. Im Kommando-Modell und im Patrioten-Modell fungieren die Medien als Lautsprecher der Herrschenden. Im Service-public-Modell und im liberalen Modell sind sie Widersprecher der Herrschenden. Im Schock-Modell und im Klientel-Modell besteht eine Ambivalenz zwischen Lautsprechern und Widersprechern.

Roger Blum ist emeritierter Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Bern und Ombudsmann der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) für den Bereich Deutschschweiz. Er studierte Geschichte und Staatsrecht, war Abgeordneter im Parlament des Schweizer Kantons Baselland und arbeitete danach als Journalist bei Schweizer Tageszeitungen, unter anderem auch als Mitglied der Chefredaktion des Tages-Anzeigers in Zürich. Als Forscher unternahm er Recherchereisen in die USA, nach Großbritannien, Frankreich und Russland sowie in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seine Interessensgebiete sind Mediensysteme, Medienpolitik, politische Kommunikation, Journalistik, Medienethik und Mediengeschichte. Zehn Jahre lang war er Präsident des Schweizer Presserates, acht Jahre Präsident der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen der Schweiz (UBI). Er lebt in Köln.

Vorwort

1. Grundlagen
1.1 Medienbegriff und Systembegriff
1.2 Die Komparatistik
1.3 Die ›Amerikanisierung‹ und Globalisierung der Medien
1.4 Bisherige Ansätze zum Vergleich der Mediensysteme
1.4.1 Ideologisch abgrenzen: Four theories of the press 1956
1.4.2 Politische Abhängigkeiten aufzeigen: Koschwitz 1974
1.4.3 Das Raster erweitern: McQuail 1983
1.4.4 Die Komplexität verdeutlichen: Wiio 1983
1.4.5 Die Gemeinsamkeiten aufzeigen: Altschull 1984
1.4.6 Eine demokratische-sozialistische Theorie entwickeln: Picard 1985
1.4.7 Die Medieninhalte messen: Ostini und Fung 2002
1.4.8 Das Ähnliche ausdifferenzieren: Hallin und Mancini 2004
1.4.9 Die Unterschiede deutlich machen: McKenzie 2006
1.4.10 An Bewährtem festhalten: Hardy 2008
1.5 Differenzen durch politische Systeme
1.5.1 Kategorisierungen
1.5.2 Gemeinsame Merkmale
1.5.3 Liberale und totalitäre Herrschaftssysteme
1.5.4 Föderalistische und zentralistische Regierungssysteme
1.5.5 Demokratische und autoritäre Regierungssysteme
1.5.6 Formen autoritärer Diktaturen
1.5.7 Parlamentarische und präsidentielle Demokratien
1.5.8 Repräsentative und direkte Demokratien
1.5.9 Konkurrenz- und Konkordanzdemokratien
1.5.10 Politische Systeme und Mediensysteme

2. Länderporträts
2.1 Die Medien in ideologisch geschlossenen Systemen
2.1.1 Nordkorea
2.1.2 China
2.1.3 Syrien
2.1.4 Kuba
2.1.5 Elemente eines Modells
2.2 Die Medien in patriotisch intendierten Systemen
2.2.1 Iran
2.2.2 Ägypten
2.2.3 Weißrussland
2.2.4 Elemente eines Modells
2.3 Die Medien in kontrolliert-halboffenen Systemen
2.3.1 Russland
2.3.2 Türkei
2.3.3 Thailand
2.3.4 Senegal
2.3.5 Elemente eines Modells
2.4 Die Medien in freiheitlich-klientelistischen Systemen
2.4.1 Italien
2.4.2 Lettland
2.4.3 Libanon
2.4.4 Ghana
2.4.5 Elemente eines Modells
2.5 Die Medien in Public-Service-Systemen
2.5.1 Frankreich
2.5.2 Deutschland
2.5.3 Österreich
2.5.4 Schweiz
2.5.5 Großbritannien
2.5.6 Elemente eines Modells
2.6 Die Medien in liberalen Systemen
2.6.1 USA
2.6.2 Luxemburg
2.6.3 Brasilien
2.6.4 Elemente eines Modells

3. Der Pragmatische Differenz-Ansatz
3.1 Grundidee
3.2 Illustration der Kriterien
3.2.1 Historische Entwicklung
3.2.2 Regierungssystem
3.2.3 Politische Kultur
3.2.4 Medienfreiheit
3.2.5 Staatskontrolle über die Medien
3.2.6 Medienbesitz
3.2.7 Medienfinanzierung
3.2.8 Politischer Parallelismus
3.2.9 Medienorientierung
3.2.10 Journalismuskultur
3.2.11 Professionalität des Journalismus
3.3 Verworfene Kriterien
3.3.1 Debatte
3.3.2 Einkommen der Bevölkerung
3.3.3 Bildungsgrad
3.3.4 Religionszugehörigkeit
3.3.5 Sprachen und Medien
3.3.6 Kulturleistun
3.3.7 (De-)Zentralisierung des Mediensystems
3.3.8 Größe des Medienmarktes
3.3.9 Grad der Medienvielfalt
3.3.10 Lesequote
3.4 Theoretischer Aufriss
3.4.1 Beschreibung des Ansatzes
a) Das liberale Modell
b) Das Public-Service-Modell
c) Das Klientel-Modell
d) Das Schock-Modell
e) Das Patrioten-Modell
f) Das Kommando-Modell
3.4.2 Schwächen des Ansatzes
3.4.3 Möglicher Wandel

4. Bilanz und Ausblick

Bibliografie