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Die Interviewten
»Journalisten dachten, sie seien Hohepriester«
Jeff Jarvis gilt als einer der wichtigsten Experten für die aktuellen Veränderungen in der Medienwelt. Im Interview skizziert er die Zukunft der Nachrichtenbranche.
Jeff Jarvis ist Journalistikprofessor und einer der bekanntesten US-Blogger. In seinem Blog Buzzmachine kommentiert er aktuell und provokant den digitalen Medienwandel. Jarvis gilt als einer der profiliertesten Vordenker im Medienbereich und berät deutsche Verlage. In seinem Buch What Would Google Do?, das 2009 auch auf Deutsch erschien und zum Branchenbestseller wurde, rechnet er mit den traditionellen Medien Zeitung, Fernsehen und Radio ab, aber auch mit der Profession der Journalisten. 1990 gründete Jarvis das bis heute erfolgreiche Magazin Entertainment Weekly und schrieb als Kritiker für die Fernsehprogrammzeitschrift TV Guide. Er machte aber erst von sich reden, als er im Alter von über 50 Jahren anfing zu bloggen: Er schreibt und podcastet für den britischen Guardian und leitet das Vorzeigeprogramm ›Interactive Journalism‹ an der Journalismusfakultät der City University New York (CUNY).
»Man muss den Online-Zugang begrenzen«
Werden Internetnutzer künftig für bestimmte Medieninhalte bezahlen? Chris Anderson, Chef des US-Magazins Wired, über die Mechanismen im Netz.
Chris Anderson, geboren 1961 in London, ist seit 2001 Chefredakteur des US-Magazins Wired und einer der populärsten Theoretiker der Computer- und Medienbranche: Im Oktober 2004 wurde er durch einen Artikel mit dem Titel The Long Tail. The future of entertainment is in the millions of niche markets at the shallow end of the bitstream einer breiteren englischsprachigen Öffentlichkeit bekannt. Die darin beschriebenen Thesen arbeitete er 2006 im gleichnamigen Buch The Long Tail. Why the Future of Business is Selling Less of More zur Long-Tail-Theorie aus. Danach können Online-Versandhäuser wie Amazon wegen der Geografielosigkeit des Internet nicht nur mit konventionellen Bestsellern, sondern auch über ein differenziertes Nischenangebot hohe Gewinne einfahren, besonders im Musik-, DVD- und Buchgeschäft. Erneut für Aufsehen sorgte Anderson im Sommer 2009 mit seinem zweiten Branchen-Bestseller Free: The Future of a Radical Price, in dem er das sogenannte Freemium-Modell, die Kombination aus freien und bezahlten Informationen, für Medienanbieter als zukunftsweisende Geschäftsstrategie propagiert.
»Journalisten sind wie Schiffbrüchige im Meer«
Mit dem Portal Spot.Us sucht David Cohn neue Wege für den Journalismus. Im Interview spricht er über spendenfinanzierte Recherche, mitarbeitende Leser und Apples iPad.
David Cohn, geboren 1982, hat sich als Pionier des Community Funded Journalism einen Namen gemacht: Er ist Gründer und Direktor des Portals Spot.Us, einer Website, auf der freie Journalisten Rechercheideen für Stories formulieren, um von Nutzern finanzielle Unterstützung zu erhalten. Cohn studierte an der renommierten Journalismusfakultät der Columbia University und arbeitete unter anderem als Redakteur und Autor für diverse Print-Medien (z. B. Wired, Columbia Journalism Review und New York Times) und das Social-Web-Projekt newassignment.net, wo er an Strategien für Nachrichtenorganisationen arbeitete, das Publikum stärker in die Berichterstattung mit einzubeziehen.
»Das Netz ist heute noch kein Ersatz«
Pulitzer-Preisträgerin, Professorin: die US-Wissenschaftlerin Geneva Overholser über Journalisten als Bauleiter, ungewöhnliche Projekte und die Bedeutung der Hochschulen.
Geneva Overholser leitet die School of Journalism an der Annenberg School for Communication & Journalism der University of Southern California. Zuvor hatte sie den Curtis-B.-Hurley-Lehrstuhl in Gesellschaftsberichterstattung der Missouri School of Journalism inne. Overholser arbeitete sieben Jahre für die Tageszeitung The Des Moines Register und erhielt gemeinsam mit der Redaktion einen Pulitzerpreis. Nach mehreren Auszeichnungen wechselte sie als Ombudsfrau zur Washington Post, wo sie als Schnittstelle zwischen Redaktion und Publikum die Interessen der Leser vertrat. In dieser Zeit hat sie gelernt, wie wichtig die Einbeziehung der Leser in journalistische Prozesse ist. Daher forscht sie mit ihren Studenten heute über neue interaktive Wege des Journalismus im Netz wie zum Beispiel in der virtuellen Parallelwelt Second Life. Als Professorin veröffentlichte sie unter anderem im Jahr 2006 ein Manifest über die Zukunft des Journalismus.
»Die Phase des Widerstands ist vorbei«
Wie können Leser die Arbeit von Redaktionen ergänzen? Der prominente US-Blogger und Journalistik-Professor Jay Rosen spricht im Interview über Laien als Berichterstatter, veränderte Arbeitsweisen in den Medien und das Selbstverständnis der Journalisten.
Jay Rosen, Jahrgang 1956, ist einer der bekanntesten US-Blogger zu Themen über Medien und Journalismus. Sein Weblog Pressthink beschreibt Rosen selbst als ›Ein-Mann-Show‹, die einer ungewöhnlichen Form der Langzeitkritik von Entwicklungen in der Pressebranche gewidmet ist. Im Hauptberuf ist Jay Rosen Professor für Journalistik an der renommierten New York University. Dort gründete er im Jahr 2009 das viel beachtete Medienlabor Studio 20, in dem Studenten gemeinsam mit Medienpartnern Konzepte für die Zukunft der Nachrichtenvermittlung entwickeln. Rosen bloggt darüber hinaus für das Portal The Huffington Post und gehört zum Gründungsteam der im Juli 2006 gestarteten Open-News-Plattform NewsAssignment.Net, auf dem Laien und Profi-Journalisten gemeinsam schreiben. Rosen ist Autor des Buchs What are Journalists for? aus dem Jahr 1999, das sich schon früh mit dem Phänomen des Bürgerjournalismus auseinandergesetzt hat.
»Das Finanzierungsmodell für Journalismus ist kollabiert«
Das spendenfinanzierte Center for Investigative Reporting deckt politische Missstände auf. Im Interview beschreibt Center-Chef Robert Rosenthal, warum das den Qualitätsjournalismus retten könnte.
Robert J. Rosenthal leitet seit Januar 2008 des Center for Investigative Reporting (CIR) in Berkeley, Kalifornien. Das 1977 gegründete CIR ist eine Nonprofit-Organisation, deren investigative Reportagen in Presse, TV, Radio und Online erscheinen. Zuvor arbeitete er fast 40 Jahre lang als Redakteur und Reporter im In- und Ausland, unter anderem für The New York Times, The Boston Globe und 22 Jahre beim Philadelphia Inquirer sowie fünf Jahre als stellvertretender Chefredakteur beim San Francisco Chronicle. In den 80er-Jahren berichtete er als Korrespondent vom afrikanischen Kontinent und aus dem von Israel besetzten Libanon. Außerdem war er an der Enthüllung der ›Pentagon Papers‹ – der Geheimakten des US-Verteidigungsministeriums über den Kriegseinsatz in Vietnam – durch die New York Times beteiligt. Für seine Auslandsberichte erhielt er mehrere Preise und Auszeichnungen.
»Die Mächtigen zur Verantwortung ziehen«
Einflussreich und profitabel: In Krisenzeiten gründete der Journalist Jim VandeHei mit Politico ein crossmediales Leitmedium. Im Interview verrät er das Erfolgsgeheimnis.
Jim VandeHei, 38, ist geschäftsführender Redakteur und Mitgründer des Medienunternehmens Politico, das eine Zeitung und eine Nachrichten-Website in Washington, D.C. herausgibt. Als erster Vertreter einer schwerpunktmäßig im Internet erscheinenden Publikation wurde er im Dezember 2009 in die Jury des Pulitzer-Preises aufgenommen. Seit über 15 Jahren berichtet VandeHei als politischer Korrespondent aus der Hauptstadt der USA, zuletzt für die Washington Post. Zuvor war er für das Wall Street Journal Korrespondent im Weißen Haus. Seine ersten Schritte im Zentrum der Macht unternahm er jedoch für Spezialpublikationen wie Inside the New Congress und Roll Call.
»Das Internet ist ein spektakuläres Werkzeug«
In der Studie ›State of the News Media‹ zeichnet Journalismus-Forscher Tom Rosenstiel ein düsteres Bild der Medien. Im Interview beschreibt er nun Lösungen für den Journalismus.
Tom Rosenstiel ist Gründer und Direktor des Project for Excellence in Journalism (PEJ) mit Sitz in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. Gerade hat er die jüngste Ausgabe der Studie ›State of the News Media‹ über die aktuelle Situation des Journalismus in den USA herausgegeben. Vor seiner Forschungstätigkeit arbeitete Rosenstiel 20 Jahre lang selbst als Journalist, unter anderem als Medienkritiker für die Los Angeles Times. Zusammen mit dem New York Times-Korrespondenten Bill Kovach schrieb er den Branchenbestseller The Elements of Journalism: What Newspeople Should Know and the Public Should Expect (Crown 2001), das zur Pflichtlektüre in US-Journalistenschulen wurde.
»Heute kann jeder Journalist sein«
20 Jahre lang war er Chefredakteur der Business Week, heute bildet er in New York Journalisten aus. Im Interview beschreibt er die neuen Anforderung an den Journalismus.
Stephen B. Shepard, Jahrgang 1939, ist Gründungsdekan und seit 2005 Leiter der Graduate School of Journalism der City University of New York (CUNY). Zuvor war er über 20 Jahre lang Chefredakteur der US-Wirtschaftszeitschrift Business Week, die Ende 2009 vom Finanznachrichten-Konzern Bloomberg übernommen wurde. Business Week wurde 1929 gegründet und galt mit einer Millionenauflage, 4,8 Millionen Lesern in 140 Ländern und rund 190 Redakteuren lange Zeit als ›World’s Leading Business Magazine‹ mit der besten Technologie-Berichterstattung in den USA. Shepard, der 1964 an der Columbia University Graduate School of Journalism absolvierte, leitete vor seiner Zeit bei Business Week das Inlandsressort von Newsweek und war Redakteur der Wochenzeitschrift Saturday Review. 1999 wurde er in die ›Hall of Fame‹ der American Society of Magazine Editors berufen und erhielt zahlreiche bedeutende Auszeichnungen.
»Das Internet macht uns zu Demagogen«
Journalist, Blogger, Professor: Eric Alterman kennt die Medienbranche aus vielen Perspektiven. Im Interview macht er dramatische Vorhersagen zur Zukunft des Journalismus.
Eric Alterman, Jahrgang 1960, studierte Politikgeschichte und Internationale Beziehungen an den Universitäten Cornell und Yale und promovierte in Geschichte an der Universität von Stanford. Seit 1983 arbeitet er als freier Autor und Publizist. Seine Texte erschienen unter anderem in Vanity Fair, The Nation, Time Magazine und Le Monde Diplomatique. Seit 1995 ist er Medienkolumnist bei The Nation. 2007 wurde Alterman als Professor für Journalismus und Englisch an die City University of New York berufen, wo er bereits seit 2004 Medienwissenschaft und Mediengeschichte lehrte. Alterman hat acht Bücher veröffentlicht, sein neuestes Buch Why We‘re Liberals: A Handbook for Restoring America´s Most Important Ideals erschien Anfang 2009.
»Der Touchscreen ist ein Segen für den Konsum«
Andrew Keen ist einer der polarisierendsten Blog-Kritiker. Im Interview erklärt er, wie sich die Medienwelt verändern wird – und welche Rolle Apples iPad dabei spielt.
Andrew Keen, 1960 in London geboren, ist einer der bekanntesten und zugleich berüchtigten Internet-Kritiker im angelsächsischen Raum. Keen, der in London, Sarajevo und Berkeley Geschichte und Politikwissenschaft studierte, befasste sich schon den frühen 1990er-Jahren mit dem Internet. Die 1995 von ihm gegründete Website audiocafe.com war damals einer der erfolgreichsten Startups. 2005 gründete er aftertv.com, das 2006 von Branded Asset Management (BAM) Ventures übernommen wurde. Seitdem arbeitet Keen als Hochschuldozent, Berater für Medienunternehmen, Buchautor und Blogger. Mit seinem Buch The Cult of the Amateur (auf Deutsch 2008 erschienen unter dem Titel Die Stunde der Stümper), in dem er die Web 2.0-Entwicklung, den Bürgerjournalismus und die Kostenlosmentalität im Internet kritisiert, erregte er in der Netz-Community – auch international – großes Aufsehen. Keen lebt mit seiner Familie in Berkeley, Kalifornien.
»Wir sollten aufhören rumzuheulen«
Adam Penenberg ist einer der renommiertesten Journalisten der USA. Im Interview beschreibt er, warum die Medien in der Zukunft neue Wege einschlagen müssen.
Adam L. Penenberg, Jahrgang 1962, wurde vor allem 1998 durch die Enthüllung des Medienskandals um den jungen Reporter Stephan Glass bekannt, der Mitte der 1990er-Jahre mehrere gefälschte Artikel in renommierten US-Magazinen wie The New Republic, Harper’s Magazine und Rolling Stone veröffentlichte. Penenberg arbeitet damals als Online-Reporter bei Forbes.com, der Website des Wirtschaftsblatts Forbes. Der aufsehenerregende Fall von Borderline-Journalismus wurde 2003 in dem Hollywood-Streifen Shattered Glass mit Steve Zahn (als Penenberg) verfilmt. Seit 2005 ist Penenberg Assistenzprofessor für Journalistik an der New York University. Er schreibt regelmäßig für die New York Times, den Playboy, Slate und Wired und ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem Tragic Indifference: One Man´s Battle With the Auto Industry Over the Dangers of SUVs (2003) und Viral Loop: From Facebook to Twitter, How Today´s Smartest Businesses Grow Themselves (2009) über das Erfolgsgeheimnis von Internetunternehmen wie Ebay, Skype, Twitter, Facebook und Paypal.
»Wer sonst will sich um all das kümmern«
Darrell Kunitomi ist einer der renommiertesten Journalisten der USA. Im Interview beschreibt er, warum die Medien in der Zukunft neue Wege einschlagen müssen.
Darrell Kunitomi, Jahrgang 1953, ist seit über 30 Jahren Mitarbeiter in der PR-Abteilung der Los Angeles Times, der traditionsreichsten Regionalzeitung an der US-amerikanischen Westküste. Seit Jahrzehnten führt der leidenschaftliche Fliegenfischer und Gelegenheitsschauspieler Besucher durch die Redaktionsräume der Times und erklärt Schulklassen und Seniorengruppen vor der eindrucksvollen Kulisse der hauseigenen Druckerei den Wert des Papiers als Informationsträger. Kunitomi selbst konnte den kompromisslosen Sparkurs seiner Zeitung unbeschadet bislang nur überstehen, weil sich Verleger David Hiller persönlich für ihn einsetzte.
»Das Wiki-Prinzip kann nicht alles lösen«
Paul Steiger war Chef des Wall Street Journal, bevor er die spendenfinanzierte Online-Redaktion ProPublica gründete. Im Interview spricht er über die Zukunft des Journalismus.
Paul E. Steiger, Jahrgang 1942, machte 1966 seine ersten Schritte als Journalist, damals bereits als Reporter im Büro des Wall Street Journal in San Francisco. Zwei Jahre später ging er zur Los Angeles Times, wo es ihn 15 Jahre hielt, bevor er wieder zum ›Journal‹ zurückkehrte. Von 1991 bis 2007 diente er der renommierten Tageszeitung als Chefredakteur. Zum Jahresanfang 2008 gründete er in New York das gemeinnützige Redaktionsbüro ProPublica für investigativen Journalismus, der jüngst mit dem Pulitzer-Preis geehrt wurde. Auch Steiger selbst wurde vielfach ausgezeichnet. Neben seinem Engagement für ProPublica ist Steiger Vorsitzender des Committee to Protect Journalists (CPJ), einer Organisation, die sich weltweit für Pressefreiheit einsetzt.