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Desinformationsökonomie: Aufklärung vs. Gefühle

Vortrag von Prof. Dr. Stephan Russ-Mohl bei den Kölner Mediengesprächen am 19. Januar 2017

„Die kumulierende und grassierende Desinformation ist die Pest der digitalen Gesellschaft“ so der Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl bei seinem Vortrag über die zunehmende Desinformation der Bevölkerung durch den Journalismus.

Zu einem signifikanten Vertrauensverlust in die Medien führen die Verbreitung von Viertel- und Halbwahrheiten, Konspirationstheorien, Propaganda und, als Spitze des Eisbergs, Fake News. Die Gründe dafür liegen im wachsenden PR-Sektor und den zunehmend in Abhängigkeit geratenden, schrumpfenden Redaktionen, der mangelnden Zahlungsbereitschaft der Leser für journalistische Inhalte sowie Informationsquellen wie PR, Spin Doctors, Trolle, Social Bots und Citizen Journalists, die in Blogs und den Sozialen Medien Aufmerksamkeit ohne vorheriges Fact Checking erlangen. Durch die virale Verbreitung erreichen Fake News neue Dimensionen.

Desinformation entsteht auch durch Medienhypes, die durch den Herdentrieb entstehen, News ungeprüft zu übernehmen, und durch die Erzeugung einer selektiven Aufmerksamkeit. In Echokammern bildet sich eine kommunikative Inzucht. Ein verheerender Fehler der Verleger war dabei, gratis ins Netz gestellt zu haben, was sie eigentlich gedruckt noch verkaufen wollten. Es lässt sich festhalten: „Ja, wir sind auf dem Weg in die Desinformationsökonomie.“

Die Lösung im Kampf gegen Infomüll und mentale Umweltverschmutzung liegt in einer sensiblen Bullshiterkennungskompetenz: Durch Medienkunde in Schulen, Fact Checking außerhalb der Content generierenden Redaktionen, einer intensiven „Impfstoffsuche“, der Markierung von Fake News und einer ausbleibenden Beteiligung der Verlage an Werbeerlösen. Eine große, aber nicht unlösbare Herausforderung für die Medien, die Demokratie und die freiheitliche Gesellschaft.

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